Für den Erhalt des Ürziger Bahnhaltepunktes

Für den Erhalt des Ürziger Bahnhaltepunktes

Für den Erhalt des Bahnhaltepunktes Ürzig

Der Ortsgemeinderat Ürzig wurde in seiner Sitzung am 21.08.2019 vom SPNV Nord darüber informiert, dass aller Voraussicht nach der Bahnhaltepunkt Ürzig 2022/23 abbestellt werden soll. Als Begründung wurden vom Betreiber geringe Fahrgastzahlen einerseits und ein großer Sanierungsbedarf des Bahnhaltepunktes, verbunden mit hohen Kosten andererseits angeführt. Der Ortsgemeinderat Ürzig und die Ausschüsse der Ortsgemeinde haben sich beraten und den Entscheidern ihre Stellungnahme dazu zukommen lassen:

Die Ortsgemeinde Ürzig plädiert für den Erhalt, die Instandsetzung und den Weiterbetrieb des Bahnhaltepunktes Ürzig. 

Der Bahnhaltepunkt Ürzig ist wesentlicher Bestandteil des Tourismuskonzepts der Ortsgemeinde Ürzig mit der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, der Wein- & Ferienregion Bernkastel-Kues, der Kulturlandschaft Mittelmosel und den angrenzenden Ortsgemeinden Kinheim, Kinderbeuern, Bausendorf in der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach.Die vorgenannten Kommunen und Organisationen haben die touristische Bedeutung auch unter dem Aspekt der individuellen und nachhaltigen Mobilität ebenfalls bestätigt.

Der Haltepunkt Ürzig hat sich mit dem modernen und etablierten Wander- und Fahrradtourismus der letzten Jahre zu einer wichtigen Station im Wanderkonzept des prämierten Wanderweges „Moselsteig“ entwickelt. Ürzig ist als Etappenort des Moselsteigs zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach deutschlandweit bekannt. In der Bevölkerung ist deutlich die zunehmende Frequentierung des Haltepunktes Ürzig zur Nutzung des Moselsteigs wahrnehmbar. Zudem bietet Ürzig als weltbekannter Wein- und Tourismusort auch die Möglichkeit für Fahrradtouristen, den Moselradweg, den Maare-Mosel-Radweg und den Alftalradweg zu befahren. Die an den Haltepunkt grenzenden L56 und L57 sind Teil des Radwegenetzes Rheinland-Pfalz.

Derzeit wird der seit langen Jahren geplante Ausbau der L56 zwischen Ürzig und Ürzig-Bahnhof realisiert. In diesem Zusammenhang wird ein gesonderter Radweg gebaut, der die Ortslage Ürzig verkehrssicher an den Haltepunkt anschließt. Bisher konnte der Weg von Ürzig nach Ürzig-Bahnhof bspw. für Radfahrer und Wanderer aufgrund der mangelbehafteten Straße nicht gefährdungsfrei empfohlen werden. Wir gehen stark davon aus, dass die Instandsetzung der Straße und die Bereitstellung des Radwegs zu einer nochmals deutlich beobachtbaren Steigerung der Inanspruchnahme des Haltepunktes führen werden.

Die im Raum stehenden Kosten für die notwendige Instandsetzung des Haltepunktes sind mit 3-4 Millionen Euro sehr hoch. Die Kosten für einen Rückbau des Haltepunktes sind nicht bekannt, werden aber sicher bei der Entscheidungsfindung Berücksichtigung finden und gegengerechnet werden müssen.

Ürzig benötigt keinen „Vorzeigebahnhof“. Ürzig ist pragmatisch an einer Lösung interessiert, die nachhaltig sicherstellt, dass der Haltepunkt in Ürzig nicht abbestellt wird. 

Der Rückbau des Haltepunktes ist aus Sicht der Ortsgemeinde nicht zukunftsweisend und behindert die übrigen Bemühungen zur Weiterentwicklung der Region.

Der Haltepunkt Ürzig ist wesentlicher Baustein unseres Zukunftskonzeptes „für ein lebens- und liebenswertes Ürzig!“.

Viele Bürgerinnen und Bürger sind auf die Einnahmen durch den Tourismus angewiesen. Dazu zählen die Gastronomen, die Vielzahl der privaten Zimmeranbieter und natürlich die Winzerbetriebe mit ihren Direktverkäufen und Straußwirtschaften.

In der von der Landesregierung finanzierten Dorfmoderation im Rahmen des Dorferneuerungskonzept wurde bereits 2013 die sich anbahnende touristische Bedeutung und die erforderliche Qualifizierung des Haltepunktes Ürzig für den Wein- & Tourismusort Ürzig erkannt und berücksichtigt. Konkrete Maßnahmen wurden bereits empfohlen.

Die Umsetzung scheiterte bislang an der sich immer wieder aufschiebenden Grundinstandsetzung der L56 mit angegliedertem Radweg. Im Altbestand der L56 war die Steigerung der Reisendenzahl durch externe Steuerungsbemühungen nicht realisierbar.

Mit der aktuellen Sanierung der L56 und dem Bau des neuen Radweges (Fertigstellung 2021) ist die Ortsgemeinde überzeugt, dass die Analysen des Dorferneuerungskonzepts aus 2013 wieder zutreffend und die empfohlenen Maßnahmen geeignet sind, um die Attraktivität der Schiene für Ürzig hervorzuheben. Die Ortsgemeinde will das neue Jahrzehnt zur „In-Szene-Setzung der Schiene in Ürzig“ nutzen.

Neben allen touristischen Argumenten für den Erhalt der Schiene in Ürzig dürfen die Interessen und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger nicht Außen vor gelassen werden: Es ist dringend geraten, den Erhalt und den Ausbau der Mobilität-Infrastruktur „auf dem Lande“, insbesondere in Flächenlandkreisen wie Bernkastel-Wittlich, prioritär zu behandeln, um die Attraktivität der ländlichen Lebensorte für die bereits heute auf öffentliche Mobilitätsangebote angewiesenen Menschen sowie die mobile Generation von morgen nicht wissentlich und absichtlich zu schmälern.

Der Haltepunkt Ürzig wird zunehmend gerne von Schüler/innen genutzt, die die Integrierte Gesamtschule in Salmtal besuchen, ebenso die Fachschulen, die Fachhochschule, die Universität und die Berufsbildenden Schulen in Trier. Die Individualmobilität ist für die jüngere Generation unattraktiver geworden. Sie ist in den ländlichen Strukturen oft nur noch Ausdruck fehlender oder schlechter Infrastrukturangebote öffentlicher Mobilität.

Die besondere Bedeutung des Haltepunktes für die Region ist sicherlich auch durch den Zugnamen „Ürzig“ dokumentiert. Nur durch die hohe und engagierte Beteiligung der Bevölkerung konnte sich „Ürzig“ als Zugname in der Abstimmung und im Wettbewerb mit anderen Gemeinden durchsetzen.

Mirko Dornbach
(Ortsbürgermeister)



Gemeinde Ürzig